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Geschichte des Amtsgerichtes Weißenfels

1. Das alte Gerichtsgebäude in der Großen Burgstraße 22

 

Bevor der Neubau in der Friedrichsstraße errichtet wurde, befand sich das "Königliche Amtsgericht" in der Großen Burgstraße 22, dem Geleitshaus, welches entsprechend seiner Nutzung auch als Amtshaus bezeichnet wurde. Im Jahre 1815 ging das Amtshaus aus dem Eigentum des Königreiches Sachsen an den Preußischen Staat über. Der Preußische Justizfiskus nutzte es zur Unterbringung des Stadt- und Landgerichtes und später der Kreisgerichtskommission. Das Gebäude bestand aus zwei Teilen, dem Haupthaus, direkt an der Großen Burgstraße und einem 1878/79 errichteten Anbau, oberhalb des Haupthauses.

 

2. Der Gerichtsneubau in der Friedrichsstraße 18

 

2.1. Die Grundstückssuche

 

Die Auswahl des Grundstückes für den Neubau eines Gerichtsgebäudes und eines Gefängnisses lag in den Händen des Geheimen Justizrates Fritzsch, der die Angelegenheit im Preußischen Justizministerium bearbeitete. Für den Gerichtsneubau waren 3 Grundstücke im Gespräch. Nach langen Verhandlungen mit der Stadt Weißenfels entschied man sich schließlich für das so genannte Seminargrundstück, auf dem dann das Gerichtsgebäude errichtet wurde. Bereits zur damaligen Zeit spielten Kostengründe eine herausragende Rolle.

 

2.2. Der Bau

 

Besondere Probleme traten bereits mit der Gründung des Fundamentes zutage. Untersuchungen hatten ergeben, dass der Baugrund erst in einer Tiefe von 5 bis 10 Metern aus tragfähigen Materialien wie Sand und Fels bestand und somit die nötige Festigkeit hatte. Aus diesem Grund entschied sich die Bauleitung nach einer gründlichen Prüfung mehrerer Varianten, die Fundamente auf 5 bis 10 Meter langen Eisenbetonpfählen zu errichten. Für das Gerichtsgebäude wurden 215 Pfähle und für das Gefängnis wurden 116 Pfähle Vor Ort hergestellt und in den Boden gerammt. Dies geschah trotz Frostes innerhalb von nur 11 Wochen.

 

Die Bauzeit betrug (nach der Gründung) von der Errichtung der Keller bis zur vollständigen Fertigstellung und Einrichtung somit nur 17 Monate. Das Gefängnis wurde am 24. September 1912 fertiggestellt und das Gerichtsgebäude mit einer Feier am 11. Dezember 1912 eingeweiht. Damit wurde die geplante Bauzeit erheblich unterboten. Planmäßig sollten die Arbeiten bis 1. April 1913 andauern.

 

Die Baukosten betrugen 456.000 Mark (geplant: 401.000 Mark), wovon allein 59.000 Mark (geplant: 26.500 Mark) auf die Gründung beider Gebäude fielen.

 

2.3. Die Architektur

 

Die Gebäude wurden so angeordnet, dass eine Erweiterung durch spätere Anbauten problemlos möglich war und noch heute möglich ist. Das Gerichtsgebäude ist im einfachen Barock gehalten. Es wurde eine für die damalige Zeit schlichte, einfache und zweckmäßige Bauweise gewählt. Eine gewisse Ausnahme davon bilden das Eingangsportal, das Haupttreppenhaus und der Schöffensaal.

 

2.4. Die Nutzung

 

Grundsätzlich wurde das Gerichtsgebäude immer als Amtsgericht genutzt. Zeitweilig kamen folgende weitere Nutzer hinzu:

  • Staatsanwaltschaft des Kreises Weißenfels (1952-1991)
  • Staatliches Notariat Weißenfels (1952-1990)
  • Rat des Kreises Weißenfels, Referat Jugendhilfe (1955-1990)

 

Im Zuge der Auflösung kleinerer Gerichte kamen die Amtsgerichte aus Lützen und Hohenmölsen (einschließlich Teuchern) hinzu.

 

3. Das Gefängnis

3.1. Das Gebäude

 

Bereits bei der ersten Planung und der Auswahl des Grundstückes wurde immer davon ausgegangen, dass neben dem Gerichtsgebäude auch ein Gefängnis entstehen sollte. Architektonisch bildet es eine Einheit mit dem Hauptgebäude. Besonders gelungen ist der Mansardenbereich. Das viergeschossige Gebäude hat nur eine Breite von 7,20 Meter.

 

3.2. Die Nutzung

 

Seit seiner Fertigstellung am 24. September 1912 bis zum Jahr 1968 wurde das Gebäude als Gefängnis genutzt. Danach befanden sich Lagerräume und eine Sauna der Polizei in dem Gebäude. Auf den Höfen wurden Garagen für Polizeifahrzeuge errichtet. Seit 1994 erfolgt die Nutzung wieder durch die Justiz. Ein Teil des Gebäudes wurde zu Büroräumen, die für die Unterbringung des Grundbuchamtes für den Bereich Hohenmölsen benötigt wurden, umgebaut. In dem Wohngebäude hat u.a. die Vollstreckungsabteilung des Amtsgerichtes ihren Sitz.